Klimakrise: Wie weiter mit der Energie – Renaissance der Kernkraft?

Ausgangspunkt für den Versuch einer Antwort ist das Erreichen des 2015 in Paris beschlossenen Ziels: Begrenzung des Anstiegs der mittleren globalen Temperatur auf deutlich unter 2 °C, möglichst 1,5 °C im Vergleich zum vor-industriellen Zeitalter. Auf welchem Weg dahin bewegen wir uns derzeit be-züglich der Energie?
Im Vorfeld der COP 26 Tagung in Glasgow im November 2021 hat die Inter-nationale Energieagentur (IEA) im Oktober in ihrem „World Energy Outlook 2021“ ein neues Szenario veröffentlicht, wie bis 2050 die CO2-Netto-Emission auf Null gesenkt und das 1,5 Grad-Ziel erreicht werden könnte.

verschiedene Szenarien der Entwicklung der CO2-Emission

verschiedene Szenarien der Entwicklung der CO2-Emission


Die Kurve STEPS (Stated Policies) beschreibt dabei den Stand der aktuellen Regierungsprogramme und Ziele der Staaten zum Klimaschutz. Das Szenario APS (Announced Pledges Scenario) modelliert die für Glasgow neu zugesagten Veränderungen in der Energieversorgung und bei den Emissionen der Staaten zur Erreichung der Klimaziele. Beispielsweise ist hier bereits das neue EU-Klimagesetz vom Sommer 2021 und das „Fit for 55“-Paket der EU als vollständig umgesetzt eingerechnet. Beide Szenarien verfehlen das 1,5-Grad-Ziel deutlich.
Weil das von der IEA früher verwendete Zielszenario SDS (Sustainable Deve-lopment Scenario) das 1,5 Grad Ziel inzwischen auch nicht mehr erreicht, wurde es durch das Szenario NZE (Net Zero Emissions by 2050 Scenario) er-setzt. Hier wird aufgezeigt, wie das 1,5 Grad-Ziel erreicht werden könnte. Unter Anderem sind dabei folgende Zwischenziele anvisiert:
2021: keine neuen Erschließungen von Öl- oder Gasvorkommen mehr, keine neuen Kohleminen oder deren Erweiterung
2030: 60 Prozent aller verkauften Autos mit Elektroantrieb
2030: 1.020 Gigawatt jährlicher Zubau von Photovoltaik und Windan-lagen
2035: Netto-Null CO2-Emissionen im Stromsektor in allen „advanced economies”, also mindestens in allen OECD-Ländern
2040: Treibhausgasfreier Stromsektor weltweit
2040: 50 Prozent aller Gebäude saniert auf Nullenergiestandard
2050: 70 Prozent der weltweiten Stromerzeugung aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen
2050: Netto-Null-Treibhausgasemissionen, auch durch „Carbon Capture and Usage“ aus den verbliebenen etwa 22 Prozent fossilen Energien
Entwicklung der Energieträger in den einzelnen Szenarien

Entwicklung der Energieträger in den einzelnen Szenarien


Die obenstehende Grafik zeigt die Entwicklung der Energieträger in den ein-zelnen Szenarien. Deutlich wird, dass der Einsatz aller fossilen Energieträger spätestens ab 2025 stark sinkt, ja nahezu abstürzt. Zu den „Low emissions“ Energieträgern, deren Verwendung stark zunehmen muss, werden grüner Wasserstoff, daraus hergestellte Treibstoffe sowie aus Bioenergie-Anlagen gewonnene Treibstoffe gezählt.Ab dem Jahr 2030 müssten laut IEA jährlich global mehr als 1.000 Gigawatt Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen zugebaut werden um „Net Zero 2050“ zu erreichen, davon an Photovoltaik-Anlagen 630 Gigawatt. Das ist etwa fünfmal so viel, wie im Jahr 2020 zugebaut wurde. Die IEA ruft im World Energy Outlook 2021 explizit dazu auf, die Erneuerbaren Energien wesentlich stärker auszubauen als bislang geplant, um die Energiemärkte zu stabilisieren, die fossilen Energien zu ersetzen und so die Preise für Verbraucher niedrig zu halten.
Ein weiterer wichtiger Baustein beim beschleunigten Ausbau der erneuerba-ren Energien ist die Erhöhung der Flexibilität des Energiesystems. Es muss in der Lage sein, die Volatilität der Stromerzeugung aus Windkraft und Photo-voltaik-Anlagen auszugleichen.

Und was ist mit der Kernkraft?

Eine ganze Reihe von Gründen sprechen gegen Kernkraft. Da sind zum einen die bekannten Probleme wie die Betriebsrisiken, der radioaktive Müll und die Gefahr der Weiterverbreitung von Kernwaffen. Weitere Gründe ergeben sich direkt aus dem oben dargestellten NZE-Szenario der IEA:
• Bezogen auf die Notwendigkeit, spätestens 2025 den Verbrauch fossiler Energieträger massiv durch Alternativen abzulösen, kann der Ausbau der Kernkraft keinen entscheidenden Beitrag leisten. Der Anteil der Kernkraft an der Deckung des weltweiten Energiebedarfs beträgt mit 415 Kernkraftwerken (KKW) in 33 Ländern derzeit etwa 2%; gemessen allein an der Stromerzeugung etwa 11%. Selbst eine Verdopplung der Anzahl der KKW brächte also kaum einen merklichen Effekt.
• Das Durchschnittsalter der KKW beträgt derzeit 31 Jahre – viele Reak-toren werden also in absehbarer Zeit stillgelegt werden müssen, weil ihre Betriebsdauer – ausgelegt auf maximal etwa 40 Jahre – abgelaufen ist. So wurden 2020 fünf KKW in Betrieb genommen und sechs ab-geschaltet. Insgesamt müssten in den kommenden 20 Jahren fast 300 Reaktoren neu gebaut werden, nur um die bestehenden Kapazitäten zu erhalten. Es sind aber gerade einmal 46 KKW im Bau in unterschied-lichen Phasen. Und vom Planungsbeginn bis zur Inbetriebnahme ver-gehen gut 20 Jahre – falls es keine Verzögerungen gibt.
• Der Bau eines Kernreaktors muss vorfinanziert werden, benötigt also Kredite. Weltweit jedoch stellt keine private Bank Kredite für den Neu-bau von Kernkraftwerken zur Verfügung. Sie gelten privatwirtschaftlich als unrentabel. Nur durch direkte und versteckte staatliche Subventio-nen sind sie bezahlbar. Das betrifft staatlich subventionierte Forschung und Entwicklung genauso wie staatliche Haftung im Katastrophenfall, staatlich finanzierte Endlagerung der radioaktiven Abfälle oder garan-tierte subventionierte Preise für jede erzeugte Kilowattstunde Strom (Großbritannien – Hinkley Point). Hinzu kommt, dass jeder Euro an Subventionen, der in die Kernkraft gesteckt wird, für Investitionen in erneuerbare Energien, in Speichertechnologien und in Energieeffizienz fehlt. Insofern ist Kernkraft tatsächlich schlecht für den Klimaschutz.
• Kernkraft und erneuerbare Energien sind technisch nicht kompatibel. Kernkraft basiert auf dem Prinzip der Grundlastsicherung. Einmal in Betrieb lässt sich ein Kernreaktor nur sehr träge bezüglich seiner Leis-tungsabgabe regeln. Erneuerbare Energien unterliegen in ihrem Auf-kommen Schwankungen, die vor allem durch Speicher ausgeglichen werden müssen. Deshalb fordert die IEA in ihrem NZE-Szenario auch eine Erhöhung der Flexibilität des Energiesystems. Dem steht jedoch der Ausbau der Kernkraft diametral entgegen.
• Die Gestehungskosten für Strom sind bei Erzeugung in Kernkraftwerken am höchsten, wie die folgende Grafik zeigt:

Stromgestehungskosten nsch Art der Entstehung

Stromgestehungskosten nsch Art der Entstehung


• Und: Seit 2009 fielen die Preise für Solaranlagen um 90% und für Windkraftanlagen um 70%, während sie für Kernkraftanlagen im glei-chen Zeitraum um 30% stiegen. Somit ist auch aus sozialen Gründen Kernkraft eindeutig die schlechteste Wahl.
Wenn heute seitens der Regierungen einiger EU-Mitgliedsländer gefordert wird, Kernkraft als „emissionsfrei“ anzuerkennen, so stehen dahinter finan-zielle Interessen: Entsprechend der EU-Taxonomie würden Investitionen in Kernkraft dann als „Grünes“ Investment zählen. Diese „nachhaltige wirt-schaftliche Tätigkeit“ ist dann für Finanzanleger von großem Interesse.
Dieser Text steht auch als PDF-Datei zur Verfügung.
Weiterführende Informationen zur Problematik Klimakrise und Kernkraftbgibt es auf der Website von .ausgestrahlt. Eine kleine Broschüre ist auch „Irrweg in der Klimakrise (von .augestrahlt übernommen).

JENA.WIRD.2035.KLIMANEUTRAL!

Der Jenaer Stadtrat hat am Mittwoch, den 14.7,  einen Beschluss gefasst, der noch kürzlich undenkbar schien: Jena setzt sich zum Ziel, bis 2035 klimaneutral zu werden und dafür einen konkreten Maßnahmenplan aufstellen zu lassen!

ALLE Forderungen des Klimaentscheids Jena sind damit gültiger Beschluss! Sie waren bereits von der Stadtverwaltung ohne Abstriche übernommen und nun in den Stadtrat eingebracht worden. Bis auf die AfD (dagegen) und Bürger für Jena (Enthaltung) haben alle Fraktionen des Jenaer Stadtrats für dieses Bekenntnis zum 1,5°-Ziel gestimmt.

Damit ist das Bürger*innenbegehren „Klimaentscheid: Jena klimaneutral bis 2035“ nach nicht einmal zwei Wochen Sammlungszeit beendet. Denn der geforderte Beschluss ist gefasst. In den ersten zwei Wochen konnten wir bereits 1500 Unterschriften sammeln. Hier ist die auch für uns noch immer ziemlich unglaubliche Lage etwas ausführlicher dargelegt.

Wie geht’s jetzt weiter?

Wir gehen jetzt erstmal in die wohlverdiente Sommerpause, aber dann werden wir weiter machen, um sicherzugehen, dass die Stadt unsere Forderungen auch tatsächlich zeitnah umsetzt.

Critical Mass am 06.07.

Am Dienstag, den 6. Juli werden wir gemeinsam über die Stadtrodaer Straße fahren.

Diesmal gibt es außerdem noch die Gelegenheit, den Radentscheid und den Klimaentscheid zu unterschreiben und so dazu beizutragen, dass Jena
eine bessere Fahrradinfrastruktur bekommt und bis 2035 klimaneutral wird.

Also kommt vorbei und sagt allen Freund:innen Bescheid!

Für einen musikalischen Ausklang ist auch gesorgt.

Wann? 6. Juli 18 Uhr
Wo? Ernst-Abbe-Platz

Grünes Licht von Stadt

Der Klimaentscheid Jena hat die erste große Hürde genommen: Unser Antrag auf Bürgerbegehren wurde von der Stadt für rechtlich zulässig befunden! Damit steht dem Beginn der Unterschriftensammlung Anfang Juli nichts mehr im Weg. Gefordert wird dann konkret:

  • die Festschreibung des Ziels Klimaneutralität in Jena bis 2035
  • die Erstellung eines Maßnahmenplanes (Klima-Aktionsplanes KAP) zur Erreichung dieses Ziels
  • anschließende Präsentation und Beratung des KAP per Bürger*innenbeteiligung
  • jährliche Berichterstattung zum Stand der Umsetzung
  • Begleitung der Maßnahmen durch den Klimaschutzbeirat

Weiterlesen

Fight Climate Injustice

Schon gehört?
FFF Jena geht wieder auf die Straße!

Als Abschluss unserer MAPA-AKTIONSREIHE wollen wir nochmal richtig laut durch die Stadt ziehen um zu zeigen, dass die Klimakrise schon heute Menschenleben aufs Spiel setzt und es unser aller Verantwortung ist, dieser Krise gerecht entgegen zu wirken!

Am 4. JUNI um 16 UHR starten wir an der STADTKIRCHE.

Bringt eure Corona-Buddies Medizinische Masken, gute Stimmung mit und wenn wir gemeinsam auf die Abstände zwischeneinander achten, sollte einer Demo nichts im Wege stehen!

______________Petition unterschreiben!!!_______________

https://petitionen.thueringer-landtag.de/petitions/2088

18 Organisationen und Initiativen aus Thüringen, darunter auch wir ParentsForFuture OG Jena, haben eine Petition beim Petitionsausschuss des Thüringer Landtags eingereicht.
Dabei geht es um die Durchsetzung des Thüringer Landesaufnahmeprogramms, welches aussagt, dass Thüringen bis 2022 mindestens 500 geflüchtete Menschen aus den griechischen Geflüchtetenlagern aufnehmen soll. Das Bundesinnenministerium (BMI) blockiert dieses Programm. Die Thüringer Landesregierung wird mit dieser Petition dazu aufgefordert sich der Klage des Senats von Berlin gegen das BMI anzuschließen.

Die Situation an den europäischen Außengrenzen ist eine Schande. Wir fordern, dass Thüringen wenigstens die selbstgesetzten Ziele durchsetzt, dies geht nur wenn aktiv gegen die Blockadehaltung des Bundesinnenministeriums und Horst Seehofer vorgegangen wird.

Bitte unterzeichnet die Petition. Ihr müsst euch dafür auf der Seite des Thüringer Landtags anmelden. Macht es bitte trotzdem und helft, die 1500 benötigten Unterschriften bis zum 10. Mai zusammenzukriegen.

Hier könnt ihr noch mehr über die Petition erfahren: https://www.fluechtlingsrat-thr.de/aktuelles/pressemitteilungen/aufnahme-aus-griechischen-fl%C3%BCchtlingslagern-land-th%C3%BCringen-soll-gegen

Von Suhl bis Moria: Alle Lager evakuieren!

 

Kick-Off Klimaentscheid Jena

Am Freitag, den 26.03. wird um 19 Uhr eine Info-Veranstaltung zum Klimaentscheid Jena stattfinden.

Teilnahme unter https://us02web.zoom.us/j/86990635282?pwd=bHdENlduaUZScmw3NVU2Z2t4V0ppUT09
Meeting-ID: 869 9063 5282; Kenncode: klima4jena

Mit dem Klimaentscheid Jena wollen wir Jena bis 2035 klimaneutral machen. Da wir dafür ganz viele Menschen brauchen, wollen wir euch nochmal an unser Kick-Off erinnern. Dort werdet ihr uns kennenlernen, mehr Informationen zum Klimaentscheid bekommen und die Möglichkeit gleich mitzumachen.

Wir freuen uns auf euch!

Falls ihr am Freitag nicht dabei sein könnt, tragt euch gerne in unseren Newsletter ein: www.klimaentscheid-jena.de/newsletter

weitere Infos unter
www.klimaentscheid-jena.de